Am 8. November 2016 überraschte der Premierminister Narendra Modi die indische Bevölkerung mit einer spektakulären Ankündigung: Mit sofortiger Wirkung wurden die Banknoten im Wert von 500 und 1000 indischen Rupien für ungültig erklärt. Alte Banknoten mussten auf Bankkonten eingezahlt werden, um sie gegen neue, noch zu druckende Banknoten, einzutauschen.
Die Regierung wollte mit diesem drastischen Schritt die großen Mengen an Schwarzgeld wieder in den regulären Finanzkreislauf zurückführen. Die unmittelbaren Folgen waren dramatisch: Mit einem Gegenwert von ca. 7€ bzw. 14€ waren dies die wichtigsten Banknoten und im Alltag unentbehrlich. Kleine Firmen, immer noch das Rückgrat der indischen Wirktschaft, konnten ihren Mitarbeitern kein Gehalt zahlen, Hausfrauen kein Gemüse auf dem Markt kaufen. Vor den Geldautomaten bildeten sich lange Schlangen.
Was geschah mit dem Schwarzgeld?
Im August 2018 bestätigte die indische Nationalbank, daß 99,3% der alten Noten bei Banken eingezahlt wurde. Was auf den ersten Blick wie ein Erfolg wirkt, hat nur dem Geldwäschegewerbe Auftrieb gegeben: Bargeld wurde säckeweise in ländliche Gebiete gebracht und über ein Netzwerk von Mittelsmännern in das legale Finanzsystem eingeschleust.
Wie haben sich die Steuereinnahmen entwickelt?
Im Jahr nach der Geldentwertung hat sich die Zahl der Steuerzahler um 10% erhöht, die direkten Steuereinnahmen wuchsen sogar um 19%. Auch wenn hier andere Effekte berücksichtigt werden müssen, scheint die Geldentwertung ein wichtiger Schritt Indiens auf dem Weg zu einer formelleren, steuerkonformen Wirtschaft gewesen zu sein.
Was bedeutete die Geldentwertung für deutsche Unternehmen in Indien?
Die Geldentwertung hatte keinen direkten Einfluß auf die Aktivitäten deutscher Unternehmen in Indien: Transaktionen in den relevanten Sektoren im B2B werden auch in Indien bargeldlos durchgeführt. Allerdings waren die Mitarbeiter zumindest vorübergehend betroffen, wenn sie stundenlang in der Bank warten mussten und ihren persönlichen Alltag organisieren mussten.
Die wichtigste Lektion war sicherlich, daß der indische Markt immer gut ist für überraschende Entwicklungen und langfristige Planungen nur einen sehr begrenzten Wert haben.